Eine Bekannte hat mir erzählt, dass sie sich einem Künstlernetzwerk angeschlossen hat und empfiehl mir, ebenfalls beizutreten. Nach 13 Jahren in Deutschland habe ich keine Überraschungen mehr erwartet, wollte aber trotzdem offen bleiben.
Nachdem ich recherchierte, sah ich, dass es sich tatsächlich um ein Coaching Programm handelt mit anderen Dienstleistungen, die sich an Künstler richten. Und all das ist zusätzlich zu den Mitgliedsgebühren für den Beitritt. In der Tat ein Geschäftsmodell, das sich unter dem Deckmantel des Begriffs “Netzwerk” versteckt.
Wieder einmal war ich wenig überrascht, wie schamlos die Industrie in Deutschland den ethischen Kodex unterwandert. Wenn die Verantwortlichen keine Deutschen wären, könnte das schon lange als Betrug bezeichnet werden.
Nach meiner Recherche tat es mir erneut leid, wie verloren Schauspieler/Künstler in Deutschland sind. Als potenziell kritikresistenter Leser bitte ich darum, dies nicht als Beleidigung oder als Angriff auf Ihren Nationalen Stolz aufzufassen, sondern als ehrliches Anliegen, mein Umfeld aus Not heraus zu verbessern.
Wegen der wirtschaftlichen Einstellung der Gesellschaft sehe ich so deutlich, dass viele Deutsche keine klare Auffassung davon haben, was ein „Netzwerk“ eigentlich ist und welche Zwecke und Funktionen es erfüllen sollte.
Die Organisatoren des Netzwerks meiner Bekannten sind sich wahrscheinlich bewusst, dass es sich um ein Honeytrap Geschäftsmodell handelt. Doch die naiven, ignoranten Mitglieder erkennen offenbar nicht, dass sie lediglich Kunden verschiedener Dienstleistungen sind – alles außer dem, was ein echtes Netzwerk bieten sollte. Trotz der attraktiven “Events“ und der Illusionen von Gelegenheiten. Letzten Endes muss ein Honeytrap etwas Süßes bieten, um Anreiz zu schaffen.
Ein echter Profi kann sofort erkennen, dass diese Kunden keine eigenverantwortlichen Selbstständigen sind, die sich des Zweckes eines Netzwerks bewusst sind.
Stattdessen handelt es sich um auf öffentliche Gelder angewiesene Menschen, die es sich leisten können, sich elegant zu kleiden und hoch entwickelt zu präsentieren, in Wahrheit jedoch bedürftig und in Not sind, nach Jobs zu betteln und zu hoffen, in diesem sogenannten Netzwerk einen Arbeitgeber zu finden – obwohl Netzwerke dafür nicht gedacht sind.
Nicht nur der Begriff Netzwerk, sondern auch Begriffe wie Industrie, Beruf, Professionalität, Fachkenntnis, Sachverstand… Ein Profi kann sofort erkennen, dass solche Begriffe nur als allgemeine Konzepte vorgestellt werden und nicht als klarer und eindeutiger Zweck.
So sind die deutschen Künstler leider nicht Kulturpioniere, sondern zu einer Belastung für die Gesellschaft und die Wirtschaft geworden, insbesondere, da die Kunstszene vor allem nach öffentlichem Geld strebt, statt nach Inspiration, Leidenschaft und Wachstum.
Deutschland braucht noch eine geistige Revolution, um die Lage zu retten, und das ist ein Understatement. Leider liegt die Lösung außerhalb der Einstellung der Menschen, die das Problem verursachen, rechtfertigen und verteidigen, da sie davon direkt oder indirekt profitieren.
Als ausländischer selbstständiger Künstler, der seit 13 Jahren in Deutschland selbstständig von seiner Kunst lebt und Steuern zahlt – ohne an öffentlichen Geldern zu “verdienen”, Jobcenter, Zuschüsse oder Stipendien zu beziehen, selbst bevor ich Deutsch sprach, ohne Netzwerk und ohne familiäre Unterstützung – kann ich sagen:
Die Wirtschaftswelt der souveränen Erwachsenen hat andere Regeln, und ohne kompromisslose Intentionen und den Willen, Selbstverantwortung zu übernehmen, und den Respekt für echte Fachkenntnis gibt es keine Hoffnung, die Szene zu retten. Bitte nimm das, lieber Leser, nicht als eine Kritik an deiner Person oder an deinem nationalen/kulturellen Stolz, sondern als eine ehrliche Reflexion, die aus Achtsamkeit und Liebe erzeugt wird, besonders da ich sehe, wie extrem komplex dieses Wirrwarr ist.